Mächtige Mauern

Unbeirrt recken sich die monumentalen Mauern der einstigen Klosterkirche in den Himmel. Die Ruine des dreischiffigen Gotteshauses sind die einzigen Überbleibsel des Franziskaner-Klosters, das viele Hundert Jahre an der Klosterstraße in Berlins Mitte stand. Die Backstein-Basilika wurde 1945 durch britische und amerikanische Luftangriffe zerbombt.

Die eine Säule des Herakles

Der griechische Gott Herakles setzte ihn einst auf die Südseite der Straße von Gibraltar: jenen weithin sichtbaren, aus purem Gold gefertigten Pfeiler, der zusammen mit seinem grünen, ganz aus Smaragd geschliffenen Widerpart auf der Nordseite der Meerenge das Ende der Welt markierte. Völlig überraschend ist nun die seit der Antike verschollene goldene Säule des Herakles mitten in Berlin wieder aufgetaucht. Direkt vor den Hackeschen Höfen reckt sie sich strahlend gen Himmel empor. Ungläubig staunend, ja fassunglos lässt eine Passantin ihren Blick an dem im Sonnenlicht blitzenden Bauwerk hinaufgleiten. Kann das denn wahr sein?

Kennedy sonnt sich im Lichte des Novembers

Umrahmt vom goldenen Birkenlaub und prächtig illuminiert von der tiefstehenden Herbstsonne wird die Muschelkalk-Fassade am Hauptgebäude des einstigen US-Hauptquartiers in Dahlem zum Blickfang. Hinter den Fenster im ersten Stock liegt der berühmte Kennedy-Saal. Dort mussten West-Berliner Oberbürgermeister wie Ernst Reuter oder Willy Brandt regelmäßig dem amerikanischen Stadtkommandanten Bericht erstatten, dort sprach JFK während seines legendären Berlinbesuchs mit seinen Offizieren, von dort organisierte General Clay die legendäre Luftbrücke. Das geschichtsträchtigen Hauptgebäude wie auch die anderen denkmalgeschützten Bauten auf dem riesigen Grundstück sollen übrigens bis 2014 saniert und zu Wohnzwecken umgebaut werden.

Lesetipps zum ehemaligen US-Hauptquartier:
Clay, Kennedy und Kalter Krieg – Eindrucksvolle Fotos aus dem einstigen US-Hauptquartier in Dahlem
Dahlemer Diva mit American Spirit – Zur Geschichte des einstigen US-Hauptquartiers an der Zehlendorfer Clayallee

Doors & Stripes

Diszipliniert in Reih und Glied haben Türen und Streifen in diesem Korridor Aufstellung bezogen. Kein Wunder, wurde der Bürotrakt doch einst militärisch genutzt. Das Foto habe ich im Hauptgebäude des früherein US-Hauptquartier in Dahlem „geschossen“.

Späte Rache

Verkehrskanzel auf Rot

Viele Jahre schon wurde sie nicht mehr beachtet, ja regelrecht ignoriert, die Verkehrskanzel an der Kreuzung Kurfürstenamm / Joachimsthaler Straße. Dabei ist sie hier in Berlin ein städtebauliches und verkehrstechnisches Unikat. 1954/55 nach Plänen von Werner Klenkes und Bruno Grimmeks errichtet, vereint sie auf originelle Weise vekehrsobservierende und -lenkende Aufgaben mit Funktionen als Kiosk, Telefonzelle, Toilette und Zugang zum damals zeitgleich gebauten U-Bahnhof Kurfürstendamm.

Schon bald aber war die einsame Verkehrskanzel nicht mehr Herrin über den ausufernden Straßenverkehr. Dann pflanzte man Bäume, die ihr jede Sicht nahmen. Die rundumverglaste Kanzel versank im Dornröschenschlaf. Bis das Festival of Lights sie Mitte Oktober wieder zum Leben erweckte. Wie eine späte Rache an all denjenigen, die in den letzten Jahrzehnten rechts oder links vorbeirauschten, ohne sie auch nur eines Blickes zu würdigen, mutet es da an, dass die Kanzel nun jeden Abend ausgerechnet in jener Farbe zu strahlen beginnt, die als Hassfarbe jedes Autofahrers gilt: leuchtendes Signal-Rot.

Löwenbändiger

Löwenbändiger

Die beiden prächtigen Löwenköpfe können niemandem wirklich gefährlich werden. Denn sie müssen die Last der rankenverzierten Säulen tragen, auf denen das Vordach dieses herrlichen Eingangsportales am Viktoria-Luise-Platz ruht. Trotzdem bricht bei vielen, die sich diesem kunstvollen Torbogen nähern, oft der pure Angstschweiß aus. Denn sie wissen, was hinter den Flügeln der hölzernen Tür auf sie wartet: der Zahnarzt.

Untergrundkälte für perlige Blonde

Kühlkeller

Was gibt es schöneres bei diesen überraschend warmen Temperaturen als ein herrlich kühles Bier. Dumm nur, wenn kein Strom vorhanden ist, um einen Kühlschrank zu betreiben. Wie in der Wagenburg an der Lohmühlenstraße in Treptow. Dort hat man sich an eine ganz alte Lösung erinnert, um den Gerstensaft angenehm kalt zu halten: den Kühlkeller. In das Fundament eines alten Brückenpfeilers baute man einen unterirdischen Kühlkeller für Bier und andere Getränke – ganz so wie es anno dazumal fast alle Berliner Brauereien machten. Der kalte Keller kommt ganz ohne Energie aus und funktioniert hervorragend. Davon können sich die Besucher eines der vielen Kulturevents in der Lohmühle überzeugen, wenn sie ein süffiges Blondes bestellen.

Golden Eye

Golden-Eye

Golden schimmernde Mosaik-Steinchen umringen die strahlend-weiße 08/15-Leuchte in den Außenarkaden am Terminalgebäude des ehemaligen Flughafens Tempelhof – schon irgendwie ein Stilbruch.

Bruderkunst

Jugendstil-Stuck in der Goethestraße
Wundervoller Stuck über einem Eingangsportal in der Goethestraße in Charlottenburg. Jugendstil-Pracht, die wir einem Brüderpaar verdanken: 1902/1903 bauten die Architekten Curt und Arthur Reimer das herrliche Wohn- und Geschäftsgebäude mit der Hausnummer 69.

Glanzlose Traumfabrik

Glanzlose Traumfabrik

Die spiegelnden Gläser dieses Fenster zeichnen ein trügerischeres Bild. Denn hier glänzt eigentlich nichts mehr. Dabei war die Glanzfilmfabrik in Köpenick einst berühmt für ihre brillianten Produkte. Viele Filme wurden auf dem Material des Unternehmens gedreht. Das erregete Aufmerksamkeit bis auf die andere Seite des Atlantiks: 1929 übernahm Kodak die Fabrik und machte sie zu einem der wichtigsten europäischen Standorte des Konzerns. Mit dem 2. Weltkrieg fiel die Klappe für die Amerikaner: Ulbricht und Genossen enteigneten den Klassenfeind. Sie lassen in den Hallen nun empfindliche Röntgenfilme für den Ostblock produzieren.

Jahre später barg das Drehbuch wieder eine entscheidende Wendung: Drehschluss für die DDR. Doch mit dem Ende des ersten Arbeiter- und Bauernstaats auf deutschem Boden wurde auch die Filmproduktion immer weiter zurückgedreht und abgewickelt. Heute ist das herrliche Gebäudeensemble mit den markanten Fassaden aus rotem Backstein fast völlig verwaist. Jetzt haben Investoren vielfarbige Visionen für das brachliegende Gelände. Wirklich getan hat sich bislang kaum etwas. Die alte Traumfabrik an der Köpenicker Müggelspree wartet noch immer auf ein Happy-End.

Schillernde Vergänglichkeit

Schillernde Vergänglichkeit

Goldiger Glanz und grazile Anmut währen nicht ewiglich, sind selbst glänzende Schönheit und eiserne Stärke vergänglich. Bestes Beispiel für die Allegorie des Lebens: dieser schmiedeeiserne Zaun. Während der vordere Teil frisch gestrichen und aufwändig verziert in schwarzen und golden Tönen kräftig leuchtet, ist der farblose hintere Abschnitt mit seinen dumpfen verrosteten Stäben ein Sinnbild für Zukunft und Vergangenheit zugleich. Den in jeder Hinsicht eindrucksvollen Gartenzaun habe ich in Alt-Glienicke im Berliner Südosten gefunden.

Der Mensch bezwingt den Kosmos

Der Mensch bezwingt den Kosmos

So lautet der Titel von Fritz Eisels 18teiligem Mosaik, das sich wie ein Band um drei Seiten des einstigen DVZ (Datenverarbeitungszentrum) an der Breiten Straße in Potsdam zieht. Gemeint sein kann allerdings nur die Eroberung des sozialistischen Teils des Universums, denn auf den Segmenten finden sich nur Szenen aus der Frühzeit der sowjetischen Raumfahrt. So sind z.B. Juri Gagarin (1961 der erste Mensch im All) und Alexsei Leonow (wagte 1965 den ersten Weltraumspaziergang) abgebildet.

Das Kunstwerk ist eines der wenigen Überlebenden des sozialistischen Realismus, die sich in Potsdam noch finden lässt. Sozialistischer Realismus – der Begriff ist ja irgendwie schon ein Widerspruch in sich. Aber auch Eisels Überschrift über seinem monumentalen Comic erscheint heute angesichts des maroden Plattenbaus noch eine Milchstraßenlänge realitätsferner als schon zu Erichs Zeiten.

Trotzdem kann nur hoffen, dass das Mosaik irgendwie erhalten bleibt. Schließlich steht es für eine Epoche der (ost-)deutschen Kunstgeschichte, aus der schon viel zu viele Werke rückstandslos getilgt worden sind.

Georg Ungers Meisterwerk

Fassade Hiller-Brandtsche Häuser in Potsdam

Sie waren sein erster Bau in eigener Verantwortung – und gleichzeitig sein Meisterstück und beruflicher Durchbruch: die Hiller-Brandtschen Häuser an der Breiten Straße in Potsdam, entworfen und errichtet von Georg Christian Unger. Das seit langem unter Denkmalschutz stehende erste Bürgerpalais Potsdams wirkt heute noch genauso spektakulär wie 1769, dem Jahr seiner Fertigstellung. Das Foto gelang mir in einem „lichten“ Augenblick am vergangenen Wochenende.

Lesetipp zur Geschichte der Hiller-Brandtschen Häuser: Ungers großer Wurf

Umzingelt!

Umzingelt!

Wie ein Rudel Wölfe hat die Kranenmeute ihr Opfer umzingelt. Haben sie es auf die grünlich schimmernde Kuppel abgesehen? Eisernen Tentakeln gleich scheint Ausleger um Ausleger nach der gewölbten Kirchenkrone zu greifen. Doch die Potsdamer St. Nikolai-Kirche hat nichts zu befürchten. Die einbeinigen Gewichtheber im Eiffel-Kostüm interessieren sich nicht für den einst von Schinkel entworfenen Sakralbau. Vielmehr sind sie vollauf damit beschäftigt, dabei zu helfen, dass der brandenburgische Landtag sich bald im feudalen Schlossgewand zeigen kann.

Die scheinbare Belagerung habe ich heute früh im sommerlichen Nieselregen von der Breiten Straße aus abgelichtet.

Kaiserblick

Kaiserblick

Wie dieses Paar dürften auch Wilhelm und Auguste Viktoria die herrliche Aussicht auf Lustgarten und Altes Museum genossen haben, wenn sie denn mal die Muße fanden, aus den Fenster des Nordflügels ihres Berliner Schlosses zu schauen. An dem wundervollen Blick aus den oberen Etagen der Humboldt-Box kann man sich übrigens auch dann berauschen, wenn man der in diesem futuristischen Kasten propagierten Wiederauferstehung des einstigen preußischen Protzbaus ansonsten nicht viel abgewinnen kann.