Richtungsweisende Verbundenheit
Schon gewusst? Orte aus nahezu allen Himmelsrichtungen fühlen sich mit Marzahn tatsächlich partnerschaftlich verbunden. Darauf macht dieser sternförmige Wegweiser vor dem Rathaus am Helene-Weigel-Platz aufmerksam.
Wie eine mächtige Burg mit ihren dicken Mauern und hohen Türmen wirkt der gewaltige Stamm dieser Kastanie. Dieser Eindruck wird durch den exponierten Standort des kolossalen Baumes noch verstärkt: er wächst oben auf der Kuppe einer kleinen Anhöhe mitten in der Königsbastion der Zitadelle Spandau, Berlins größter Festungsanlage.
ich die Augen reibend, blinzelt die Natur der aufgehenden Frühlingssonne entgegen. Noch scheint sie ein wenig winterschlaftrunken zu sein. Aber ein vielstimmiger Chor gefiederter Sangesbrüder hat schon ein melodisches Wecklied angestimmt. Ein hauchzartes Grün überzieht bereits viele Zweige und hier und da lugen violett oder weiß leuchtende Köpfchen irgendwelcher Frühblüher hervor. In wenigen Tagen wird die geballte Lebenskraft der Pflanzen und Tierwelt überall zu sehen, zu hören und zu riechen sein. Das jedenfalls ist heute früh im Tiergarten deutlich zu spüren.
Strahlender Himmel und diese Luft mit ihrem so ganz speziellen Aroma. Überall genossen Berliner und Nichtberliner heute dieses besondere Licht und die so lang vermissten Sonnenstrahlen – auf den Straßen, in den Cafés und in den Parks. Ganz besonders im Tiergarten war das Frühlingserwachen zu spüren: Fahrradfahrer und Spaziergänger en masse, eine Großfamilie eröffnete tatsächlich schon die Grillsaison und direkt vor der schwangeren Auster schüttelten sich einige Kicker den Winter aus den Beinen.
Im Sommer blubbern seine zentralen Wasserspiele nur dann, wenn sich ein barmherziger Sponsor gefunden hat. Aber eigentlich ist es auch egal, ob die Fontäne in der Mitte des Ernst-Reuter-Platzes sprühen oder nicht. Denn für Fußgänger und Radfahrer sind sie hinter dem vielspurigen Straßenrondell eh unerreichbar. Auch die abertausende von Autofahrern, die sich mit ihren blechernen Lieblingen täglich entgegen dem Uhrzeigersinn in den spiralförmig angelegten Kreisverkehr stürzen, nehmen die Springbrunnen höchstens aus den Augenwinkeln für einige Millisekunden wahr. Dieses Musterbeispiel eines menschenfeindlichen ‚Nicht-Platzes‘ verdanken die Berliner den in ihre eigenen ‚Visionen‘ verliebten Architekten Werner Düttmann und Bernhard Hermkes.
Kaum streicheln ein paar Sonnenstrahlen nach so vielen grauen Tagen wieder Seele und Gemüt, schon schwärmen sie wieder aus. Zumindest im Tiergarten bin ich für die Jahreszeit ungewöhnlich großen Scharen von Drahteseln begegnet und dabei fast über den Haufen gefahren worden. Etwas friedlicher geben sich die Zweirad-Rudel, wenn sie rasten – wie hier an der Schleusenbrücke. Dann kann man sich den Velos auch schon mal ohne Gefahr für Leib und Leben nähern – und dabei manch interessante Beobachtung machen. Wie z.B. diese Clown-Tröte, die allein unter zahllosen Bienen-Hupen offenbar ganz zufrieden ist.
Stundenlang mit den Beißerchen malträtierte und ihrer letzten Aromen beraubte Kaugummis gehören – eingewickelt in Papier- in den Mülleimer. Oder – in noch warmen, feuchten und weichen Aggregatzustand – an die Mauer. Am Potsdamer Platz kleben Wiederkäuer und Bubble-Bläser von allen fünf Kontinenten ihre ausgelaugten Doublemint-, Tutti-Frutti- und Strawberry-Massen an ein Segment des einstigen antiimperialistischen Schutzwalls, das hier an den früheren Grenzverlauf erinnern soll. Eine ziemlich eklige Methode des Mauergedenkens. Aber eine irgendwie auch faszinierende Art, seine genetischen Spuren in Berlin zu hinterlassen – und auf jeden Fall witziger als die sonst üblichen „Mandy was here“-Gekritzel.
Mit Würsten und Brezeln versucht dieses Häus´l auf dem Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz bayrische Geschmackserlebnisse an den preußischen Mann oder die preußische Frau zu bringen. Es scheint, als sei der Erfolg der kulinarischen Bekehrungsversuche dabei weniger von Geschmack und Qualität der freistaatlichen Leckereien sondern eher vom jeweiligen Thermometerstand und Dichtegrad des Schneetreibens abhängig.
Sie wächst, dehnt sich aus, glänzt verführerisch, animiert zum Mitmachen. Aber irgendwann kommt der Moment, denn jeder Börsenjongleur, jeder Tagträumer, jeder Boulevardjournalist fürchtet wie der Teufel das Weihwasser: wenn die trügerischen Illusionen sich in Luft auflösen, die schmierigen Spekulationen nur ein paar Flecken auf dem Boden hinterlassen, wenn sie platzt, die riesige Blase. Am Potsdamer Platz dagegen hatten am Sonntag die Menschen viel Spaß dabei, die hauchdünnen Seifenlaugen-Membrane im lauwarmen Novemberwind fliegen und explodieren zu sehen.
Megafett ist mittlerweile das Areal um und zwischen den Gebäuden der Gedächtniskirche. Currywurstdämpfe, China-Food-Schwaden, Dönerwolken: Fast-Food-Aromen aller Odeur schwängern dort die Berliner Luft und verleihen dem Platz seine mittlerweile unverkennbare Duftmarke. Beide Kirchtürme der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche sind umzingelt von Schnell-Fresszeug-Buden die ich ganz bestimmt nicht erwähnen würde, wenn sie nicht gerade an diesem Ort ständen. Die evangelische Kirche Berlin-Brandenburg muss schon sehr klamm sein, um ihr Berliner Wahrzeichen diesen Ausdünstungen auszusetzen. Welch trauriges Ambiente!
Schnelle Vehikel waren hier schon immer unterwegs. Doch statt donnernder Jets haben nun lautlose Dreiräder die Landebahnen und Rollwege des Tempelhofer Flugfeldes für sich erobert. Hunderte Kilometer von ihrem ursprünglichen Habitat entfernt lassen sich an schönen Herbsttagen immer mehr der eleganten Strandsegler bei ihren rasanten Ausfahrten beobachten.