(Fast) wie auf Capri
Abendlicher Plausch im „mediteranen Flair der“ Wrangelstraße
Abendlicher Plausch im „mediteranen Flair der“ Wrangelstraße
Balkonien – Stromstraße Nr. 48
Großreinemachen – Stromstraße Nr. 37 in Berlin-Moabit
Wie eine Zeitkapsel aus den frühen 1990ern: eine wilde Mixtur aus angehäuftem Sperrmüll, irren Kunstinstallationen, zügellosen Fahrradherden, wucherndem Grünzeug, bunt beklebten Klingelschildern und politschen Parolen, eingerahmt von graubraunen Fassaden mit bröckelndem Putz; hinter deren alten und weniger alten Fenstern sich über Kohleöfen beheizte Wohnungen mit dem Klo auf der halben Treppe finden. Ein solcher Wohn- und Lebensraum – gleichermaßen geprägt von Verfall, sozialem Miteinander, Improvisation und Kreativität – ist heute rar in der Stadt. Das Gebäudeensemble „Kastanienallee Nr. 12“ soll jetzt verkauft werden, die heutigen Bewohner machen schon mobil gegen damit wohl einhergehende Veränderungen und möglicherweise drohende Verdrängung.
Dem hippen Kiez entsprechend durchgestylte Straßenmöblierung: Sitzgelegenheit vor einer Eisdiele in der Kastanienallee
Relikte des Schöneberger „Maison de Santé“: Hof mit noch vorhandenen Wirtschaftsgebäuden der einstigen, 1862 gegründeten Kur- und Irrenanstalt im Straßendreieck zwischen Hauptstraße und Belziger Straße.
Architektonische, soziale und kulinarische Bankrotterklärung am U-Bahnhof Prinzenstraße.
Wochenmarkt auf der Breiten Straße vor der Kulisse des Pankower Rathauses mit seinem markanten Uhrenturm.
Eine schillernde Szenerie wie aus einem „Roger Rabbit“- oder „Dick Tracy“-Streifen hier an der Ecke Müllerstraße/Antonstraße im Wedding.
Abendliches Straßenbild mit Gaslaterne aus dem Wedding
Alt und abgestellt, aber noch immer begeisternd: angelockt durch die auffällige Form des kleinen Autos, schaut ein Junge fasziniert durch das Seitenfenster eines uralten Volkswagens. Im Innern des Oldtimers gibt es so vieles zu entdecken: z.B. die (britische) Rechtssteuerung, das so antiquiert gestaltete Armaturenbrett oder das Radio mit elfenbeinfarbigen Druckknöpfen, auf denen die für die Generation Alpha so rätselhafte Buchstaben „L“, „M“, „K“ und „U“ prangen. Gesehen auf dem Areal der ehemaligen Excelsior-Garagen in Kreuzberg, einem der letzten Schrauber-Refugien im Zentrum Berlins.
Die vom Himmel fallenden Wassertropfen bitten die abendlichen Sonnenstrahlen zum Duett: doppelter Regenbogen über dem nördlichen Schöneberg.
Laute metallische Schläge, in schneller Folge, immer wieder. Das ohrenbetäubende Stakkato stammt nicht von den wenigen Männern auf dem mit Pfützen übersäten Gelände an der Schöneberger Straße. Die wuseln da zwar überall zwischen zumeist wohl nicht mehr fahrbaren Untersätzen, alten Ziegelmauern und bunten Toren umher und werkeln an den blechernen Karossen. Manch unschöne Stelle wird dabei auch auf rustikale Weise ausgebeult, aber der rhythmische Krach kommt von oben, viel weiter oben.
Der Lärm tönt vom Nachbargrundstück mit dem alten Maschinenhaus herüber, genauer: von einer dort hochaufragenden Laterne. Dort frönt ein liebestoller Vogel seinem hämmerndem Balzgehabe. Einem Buntspecht dient das blecherne Chassis der Laterne als perfekter Resonanzkörper, um mit seinem trommelnden Minnelied paarungsbereite Weibchen von weither anzulocken.
Die „Excelsior-Garagen“ an der Schöneberger Straße, nur ein paar Schritte vom Potsdamer Platz entfernt, sind ein Paradies für Buntspecht und Mechaniker. Einst Kohlelagerplatz für die benachbarte Anhalter Eisenbahn, dann Autohof für das einst größte Hotel Europas, das „Excelsior“ am Anhalter Bahnhof. Jetzt Heimat für kleine Werkstätten, Gutachter, Autobastler und einen gefiederten Trommler. Doch das Idyll hat ein Verfallsdatum. Schon bald soll auf dem Grundstück in bester Innenstadtlage ein hölzerner Wohnturm errichtet werden, fast 100 Meter hoch. Vogel und Schrauber müssen dann weichen.
Der Lenz ist da: Drahteselpulk und Baumblüte in der Norweger Straße in Prenzlauer Berg.