Heiße-Luft-Nummer

2015-08-30-mauerpark-luftnummer

Mit knallharten Akkorden brachte dieses Duo gestern Abend seine aufgeplusterten Plastikklampfen und das prallgefüllte Amphitheater im Mauerpark zum Vibrieren.

Gesangsarena

Amphitheater im Mauerpark

Perfekt in Szene gesetzt vom warmen Licht der frühabendlichen Augustsonne trällern Barden aus aller Herren Länder im Amphitheater des Mauerparks ihre mehr oder weniger mitreißenden Karaoke-Klassiker.

Luftsprung

Luftsprung

Salto unterm Fernsehturm: Studenten der Artistenschule aus dem kanadischen Montreal fliegen in gleißendem Schweinwerfer-, Pardon, Sonnenlicht über den Asphalt des Alexanderplatzes. Die Akrobaten zeigen ihre Höhenflüge im Rahmen des Straßenkunstfestivals „Berlin Lacht“.

Sprayer-Canyon

Sprayer Canyon im Schöneberger Südgelände

Mitunter ist im schluchtartigen Eldorado für Graffiti-Artisten am Priesterweg ein recht hoher Einsatz vonnöten.

Apokalyptischer Schwof

Apokalyptischer Schwof

Höfliche Aufforderung zum finalen Tanz.

Die Skulptur „Tanz auf dem Vulkan“ der Bildhauherin Ludmila Seefried-Matejkova steht auf dem Nettelbeckplatz. Tatsächlich speit der Krater im Sommer alle 10 Minuten eine Wasserfontäne über die ausgelassen tanzende Gruppe.

Carglass-Substitut

Carglass-Substitut

Eigenwillige Reparaturkunst am Kraftfahrzeug. Gesehen im Wedding.

Pollerstulpen

Pollerstulpen

Gehäkelte Überzieher für die eisernen Begrenzungspfeiler, in allen Farben, immer üppig, teils extravagant verziert: Omas Handarbeitskunst adaptiert für den Berliner Straßenraum. Heute entdeckt in der Steinmetzstraße Ecke Kurfürstendstraße in Schöneberg.

Pimmel über Berlin

Penis-Skulptur am taz-Haus

Fest zementierte Persiflage auf den peinlichen Penis-Prozess um Bild-Chefredakteur Kai Diekmann und das täglich in penetrant großen Lettern ausgestoßene, eher dürftige journalistische Ejakulat des Springerschen „Boulevard“-Blattes. Die Skulptur des Bildhauers Peter Lenk ziert die Ostfassade des Rudi-Dutschke-Hauses in der gleichnamigen Straße. In dem Gebäude sitzt auch die Redaktion des linksalternativen Sprachrohrs „taz“. Wie es wohl deren Schreiberlinge finden, Tag für Tag unter der über fünf Stockwerke hinaus erigierten Fuchtel eines Alphatierchens aus dem verfeindeten Springerimperium schuften zu müssen?

Unter den Laternen …

… turtelt wer wohl mit wem? Kohl küsst Gorbi? Stalin liebt Lenin? Frau Merkel schnäbelt Putin? Am Vorabend des 25jährigen Mauerfall-Jubiläums strömten Abertausende an diesem Gemälde des malenden Freibeuters Dmitri Vladimirowitsch Vrubel an der East-Side-Gallery vorbei, fotografierten es und sich mit ihm und spekulierten wahrlich wild über die Identität der in gegenseitiger Zuneigung zerfließenden Geschöpfe. Ich konnte kaum glauben, was ich da hörte. Irgendeiner fand dann dank Smartphone und App die Lösung und schrie sie stolz in die Nacht: es sind der Erich und der Leonid, die Schlawiner.

Scharfes Profil

Strenges Profil

Vielsagende und ausdrucksstarke Skulptur vor dem Haus des Lehrers am Alex.

Saftladen

Das Geschäft mit der Essenz aus gepressten Früchten scheint am Kreuzberger Mehringdamm zu florieren.

Klotz am Bein

Mann mit Klotz am Bein

Verzweifelt kämpft ein grauer Zeitgenosse gegen enorme Gewichte an, die jedes Fortkommen unmöglich machen. Ob diese Skulptur unter den Yorkbrücken ein Denkmal an den unbekannten Mafioso oder ein Ausdruck der Panik sein soll, den Hans angesichts der Liebeserklärung von Judith empfunden hat, wer weiß?

Heißes Solo am Kotti

Gitarrenspieler am Kottbusser Tor

Gleißende Sonne und glühende Kippe scheinen die flammende Leidenschaft dieses Gitarristen noch zu befeuern. Entdeckt im hitzigen Ambiente am Kottbusser Tor.

Otto von Baum 42 …

Otto, der fliegende Fisch

… ist ganz besondere Spezie. Er ist nicht nur eine Kreuzung aus Piranha (man beachte die Zähne), Buntbarsch (die Variante mit dem blauen Glupschauge) und Papageifisch (von der fliegenden Sorte), sondern auch das leuchtende Logo-Maskottchen des „Otto-Spielplatzes“. Im Moabiter Ottopark gelegen, können Kinder zwischen 5 und 14 Jahren hier viel entdecken und erleben – wenn es sein muss, auch zusammen mit den Eltern. (Mehr zum Otto-Spielplatz lesen). Otto hängt dort auch ab, meist übrigens am Baum 42 (siehe Baum-Nr. unten links) direkt beim Eingang zum Spielhaus.

Schrippenkirche

Schrippenkirche in Berlin-Wedding

Ja, die „Schrippenkirche“ gibt es wirklich – und sie ist ein echtes Berliner Original. Ihre Ursprünge reichen zurück bis in jene Zeit, die heute als „Gründerzeit“ verklärt wird. Zigtausende strömten damals auf der Suche nach Lohn und Brot und einem kleinen Stück vom Glück ins boomende Berlin. Viele fanden jedoch sich ohne Job und Bleibe auf der Straße wieder

Wie so oft sind es einzelne Menschen, die mit ihrem Überzeugung und Enthusiasmus in solch schwierigen Phasen beginnen, für andere Brücken bauen. In diesem Fall war es Constantin Liebich, Mitglied eines evangelischen Jünglingsvereins, der zur aktiven christlichen Liebestätigkeit aufrief. Mit wenigen Spenden begann er ab Oktober 1882 sonntags Morgenandachten für Obdachlose zu organisieren. Das Besondere: jeder der kam, erhielt eine Tasse Kaffee und zwei Schrippen (Berlinerisch für Brötchen).

Detail der Skulptur an der Schrippenkirche in Berlin-Wedding

Schnell wurden diese Gottesdienste mit Frühstück unter dem Namen „Schrippenkirche“ bekannt.
Anfang des 20. Jahrhunderts gelang es Liebich und seinen Mitstreitern, die ihre Aktivitäten mittlerweile in dem Verein „Dienst an Arbeitslosen e.V.“ gebündelt hatten, durch Spenden und Schenkungen in der Ackerstraße 51/52 im Berliner Arbeiterviertel Wedding ein Vereinshaus zu bauen. Hier konnten nicht nur die hunderte von Menschen empfangen werden, die mittlerweile zu den Schrippen-Predigten kamen, sondern auch ein Heim für jugendliche Obdachlose eingerichtet werden. Der Verein schuf auch eine Arbeitsvermittlung für Arbeitssuchende.

Getreu dem Prinzip „Hilfe zur Selbsthilfe“ anzubieten, wurde aber bald eine andere Idee des Vereins zu einer Institution die „Brocke“. Werktäglich zogen Männer mit Hand- und Pferdewagen durch die Straßen Berlins und sammelten jene „Brocken“ ein, die andere nur noch entsorgen wollten. Dieser Müll wurde dann in verschiedenen Werkstätten der „Brocke“ wieder hergerichtet und dann im vereinseigenen KADEWE (Kaufhaus des Weddings) für günstiges Geld verkauft.

Ohnehin so in aller Munde, taufte sich der Verein in den 1930er Jahren in „Schrippenkirche e.V.“ um. So heißt er bis heute. Seit den 1960er Jahren ist die „Schrippenkirche“ an das Diakonische Werk angegliedert. Das alte Vereinsheim (Seitenflügel und Gartenhaus hatten den 2. Weltkrieg überstanden) bot übrigens der Weddinger Versöhnungsgemeinde, deren Kirche an der Bernauer Straße nach dem Mauerbau unzugänglich im Todesstreifen stand, ein erstes Asyl.

Heute existiert das alte Haus nicht mehr. Es fiel den Stadterneurungsmachenschaften diverser Weddinger Lokalpolitiker und Wohnungsbaugesellschaften zum Opfer. An seiner Stelle steht heute ein gesichtsloser Wohnblock. Die „Schrippenkirche“ fand gegenüber in dem Neubau „Ackerstraße 137/138“ eine neue Bleibe. Dort begrüßt heute – präsentiert auf einem silbernen Tablett – diese riesige goldbraune Schrippe die Besucher. Die Brötchen-Skulptur wurde 2007 von dem Bildhauer Martin Spengler geschaffen und soll rund fünf Tonnen wiegen.