Schneller als die Feuerwehr
Die rasante Radlerin und den Feuerwehreinsatz habe ich heute Nachmittag in der Gleimstraße fotografiert.
Ganz unbescheiden nannte man sie „Arbeiter- und Bauern-Mercedes“. Aber als die monsungelb, panamagrün oder delphingrau gefärbten Plastikkarossen Anfang der 1990er noch zu Tausenden durch Berlin wuselten, reagierten die meisten Menschen nur genervt auf den typischen Knattersound und die penetrante Duftnote. Heute dagegen sieht man so gut wie keine dieser pastelfarbenen Asphaltblasen mehr auf den Straßen der Hauptstadt. Ganz selten laufen sich noch zwei der mittlerweile legendären Trabanten direkt über den Weg. Wenn dann aber wie hier zwei Rennpappen ihre Zweitakt-Motörchen für ein heißes Ampelrennen auf volle Touren bringen, werden sie für den einen oder anderen Zeitgenossen wieder zum unwiderstehlichen Hingucker. Gesehen am vergangenen Samstag am Werderschen Markt.
Für mich war Tempelhof nie der schönste Flughafen der Welt, sorry Mr. Norman Foster. Der Stararchitekt hält Tempelhof sogar für die Mutter aller Flughafen. Vielleicht nicht ganz zu Unrecht, denn viele Konzepte, die heute auf Airports weltweit Standard sind wie getrennte Ankunfts- und Abflugebenen, Cargo- und Postterminals, Wartungs- und Verwaltungstrakte sowie angegliederte Kongress- und Hotelbereiche in diesem Gebäudekomplex erstmals miteinander vereinigt. Aber beindruckend, monumental geradezu, ist der Bau, keine Frage. Dennoch fügt sich imposante Fassade des vom NS-Baumeister Ernst Sagebiel entworfenen Terminals einigermaßen zurückhaltend in das Stadtbild ein – ganz im Gegensatz zu jenen Projekten, die dann im Zuge von Hitlers und Speers Phantastereien rund um die Welthauptstadt ‚Germania‘ geplant wurden.
Im legendären Grips-Musical präferierten die berüchtigten Wilmersdorfer Witwen und ihre Mitfahrer in der „Linie 1“ das Springer-Revolver-Blatt „BZ“ als U-Bahn-Lektüre. Wer im echten Leben nicht gerade auf seinem Smartphone rumhämmert verkürzt sich die Fahrzeit in den orangegelben Zügen mittlerweile oft lieber mit dem Lesen ganzer Bücher – wie dieser Fahrgast hier. Gesehen im U-Bahnhof „Hausvogteiplatz“ (Berlin-Mitte).
Kaum streicheln ein paar Sonnenstrahlen nach so vielen grauen Tagen wieder Seele und Gemüt, schon schwärmen sie wieder aus. Zumindest im Tiergarten bin ich für die Jahreszeit ungewöhnlich großen Scharen von Drahteseln begegnet und dabei fast über den Haufen gefahren worden. Etwas friedlicher geben sich die Zweirad-Rudel, wenn sie rasten – wie hier an der Schleusenbrücke. Dann kann man sich den Velos auch schon mal ohne Gefahr für Leib und Leben nähern – und dabei manch interessante Beobachtung machen. Wie z.B. diese Clown-Tröte, die allein unter zahllosen Bienen-Hupen offenbar ganz zufrieden ist.
Während ihre Männer, Söhne und Väter fernab der Heimat ihresgleichen um die Ecke brachten oder selbst ins Jenseits befördert wurden, drangen Frauen, Mütter und Töchter daheim in Lebensbereiche vor, die zuvor als reine Männerdomänen galten. Mangel und Not ließ alte gesellschaftliche Tabus aufbrechen. Frauen übernahmen Aufgaben und Jobs, die man ihnen zuvor verwehrt oder nicht zugetraut hatte – wie diese Berliner Straßenbahnfahrerinnen. Das Foto – aufgenommen im Sommer 1917 während des ersten Weltkriegs – zeigt die Tramchauffeurinnen während der Mittagspause – noch misstrauisch beäugt von männlichen Kollegen. Später dann im Frieden bewahrte die Damenwelt größtenteils das einmal eroberte Terrain und ihr gewachsenes Selbstbewusstsein.
Krieg also als Emanzipationsbeschleuniger? Bleibt zu hoffen, dass da fundamentalistische Feministinnen nie in die Nähe der berühmten roten Knöpfe gelangen! Denn ich kann mir nur schwer vorstellen, dass eine alte Steinzeit-Emanze á la Alice Schwarzer der Versuchung dann widerstehen könnte.
Obwohl sich Eis und Schnee zwischen den Puffern festgesetzt haben, rollt dieser Regionalexpress vom Bahnhof Zoo mit nur fünf Minuten Verspätung fast pünktlich Richtung Dessau los. Das ist keine Selbstverständlichkeit, haben doch zwanzig Zentimeter Neuschnee in den vergangenen Tagen den Betriebsablauf in dem vom Börsenwahn des Hartmut Mehdorn noch immer schwer gezeichneten Bahnkonzern ins Chaos gestürzt.
„Not amused“ wäre wohl Friedrich der Große gewesen, hätte er sich auf dem politischen Parkett mit gewagten Manövern zwischen Parlament, Bürokraten und Lobbyisten bewegen müssen. Dank Absolutismus konnte der Pruzzen-Häuptling stur seinen politischen Kurs halten – ohne Rücksicht auf Verluste. Das geht heutzutage nicht mehr so ohne weiteres. Wie es jetzt funktioniert im Zentrum der Hauptstadt demonstriert der nach dem Monarchen benannte Spree-Dampfer: beweglich und elegant schlängelt er sich zwischen den steilen Klippen der politischen Macht hindurch.