Sonnenfleck
Orte, an denen man am Ende eines langen Tages die Seele baumeln lassen kann: Balkone und Kirche in der Kreuzberger Taborstraße
Orte, an denen man am Ende eines langen Tages die Seele baumeln lassen kann: Balkone und Kirche in der Kreuzberger Taborstraße
Entspannte Konversation vor einem Burger-Döner-Pasta-Imbiss inmitten des schmuddligen Tohuwabohus an der Potsdamer Ecke Kurfürstenstraße – in Szene gesetzt vom güldenen Licht der sich für für heute verabschiedenen Sonne.
Spektakuläre Abendsonne über der Oberbaumbrücke zwischen den Berliner Ortsteilen Kreuzberg (links) und Friedrichshain.
Die Spree mit der Oberbaumbrücke und den Neubauten am Friedrichshainer Ufer an einem lauen Juni-Abend.
Oberbaumbrücke mit Kurzzug der Linie U3 – beide ins rechte Licht gerückt von der untergehenden Sonne.
Laute metallische Schläge, in schneller Folge, immer wieder. Das ohrenbetäubende Stakkato stammt nicht von den wenigen Männern auf dem mit Pfützen übersäten Gelände an der Schöneberger Straße. Die wuseln da zwar überall zwischen zumeist wohl nicht mehr fahrbaren Untersätzen, alten Ziegelmauern und bunten Toren umher und werkeln an den blechernen Karossen. Manch unschöne Stelle wird dabei auch auf rustikale Weise ausgebeult, aber der rhythmische Krach kommt von oben, viel weiter oben.
Der Lärm tönt vom Nachbargrundstück mit dem alten Maschinenhaus herüber, genauer: von einer dort hochaufragenden Laterne. Dort frönt ein liebestoller Vogel seinem hämmerndem Balzgehabe. Einem Buntspecht dient das blecherne Chassis der Laterne als perfekter Resonanzkörper, um mit seinem trommelnden Minnelied paarungsbereite Weibchen von weither anzulocken.
Die „Excelsior-Garagen“ an der Schöneberger Straße, nur ein paar Schritte vom Potsdamer Platz entfernt, sind ein Paradies für Buntspecht und Mechaniker. Einst Kohlelagerplatz für die benachbarte Anhalter Eisenbahn, dann Autohof für das einst größte Hotel Europas, das „Excelsior“ am Anhalter Bahnhof. Jetzt Heimat für kleine Werkstätten, Gutachter, Autobastler und einen gefiederten Trommler. Doch das Idyll hat ein Verfallsdatum. Schon bald soll auf dem Grundstück in bester Innenstadtlage ein hölzerner Wohnturm errichtet werden, fast 100 Meter hoch. Vogel und Schrauber müssen dann weichen.
Feierabendzüge auf der Hochbahn zwischen den Bahnhöfen Bülowstraße (Vordergrund) und Nollendorfplatz (Hintergrund).
Das Kanzleramt im Märzenlicht.
Raus aus der U-Bahn, Treppe runter, Glastunnel entlang, Treppe runter, noch eine Treppe runter, rein in die U-Bahn (oder entgegengesetzte Richtung): U-Bahnhof Möckernbrücke heißt für mich Umsteigen zwischen U1 / U3 und U7 (oder umgekehrt), und das so schnell wie möglich. Für alles andere drumherum: kein Blick. Bis gestern. Da stand dieses Fenster oben am Bahnsteig offen. Auch wenn die fiependen Gleise meine Bahn schon ankündigen, ein kurzer Blick muss drin sein. Ein Auge bleibt dabei natürlich auf den einfahrenden Zug gerichtet. Das andere aber erhascht für einen kurzen Moment die ruhige goldene Spätnachmittagsstimmung da draußen am Landwehrkanal, die da so ganz im Widerspruch zu rollenden Treppen, quietschenden Zügen und hetzender Eile ist.
Ein in jeder Hinsicht spannungsgeladenes und farbintensives Schauspiel war das, was sich gerade am Himmel über Berlin abgespielt hat. Getrieben von mächtigen Höhenwinden hetzten mächtige Wolkenskulpturen über die Stadt, ständig zuckten grelle Blitze aus den dunkelsten Flecken. Und das alles perfekt beleuchtet von den letzten Strahlen der versinkenden Sonne, die aufregende orangerote Spots setzten.
Diese faszinierende Darbietung der Natur konnten wir aber leider nur kurz genießen: Der nächtliche Vorhang fiel viel zu schnell nach nur einem Akt.