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Die Rache Gottes

Lautete nicht das erste Gebot jener Republik, in der der Ochse den Esel nie aufhielt oder so ähnlich: Du darfst keine anderen Götter haben außer Stalin, Marx und Erich. Und wenn doch, dann nur so heimlich, dass selbst die HMs und IMs, die ihre Nase gern überall reinsteckten, den Braten nicht rochen. Und dann das! Als sie endlich aufging, die Sonne, über dem ersten Arbeiter- und Bauern-Staat auf deutschem Boden, da stand der Sozialismus, der lieber überholte als einzuholen, ganz unter dem Zeichen des Kreuzes. Nur der teuflische Klassenfeind wusste wohl warum!

Denn von wo aus man auch blickte auf den hoch aufragenden Telespargel, dem neuen Wahrzeichen der Hauptstadt der Deutschen Demokratischen Republik, stets überstrahlte von ganz weit oben das himmlische Symbol der Christen die Heerscharen der irdischen Hämmer und Sicheln. Sie muss Honecker, Mielke und Konsorten getroffen haben wie ein Blitz aus heiterem Himmel, diese gleißende Rache Gottes.

Der Berliner Fernsehturm in der aufgehenden Märzsonne – über die (noch real existierenden, aber von kapitalistischen Bausündern bedrohten) Segmente des Antifaschistischen Schutzwalls an der East-Side-Gallery hinweg fotografiert.

Ein schreckliches Jubiläum

Kein Tag wie jeder andere, dieser 13. August 2011. Heute vor 50 Jahren wurde Berlin brutal in zwei Hälften gerissen. „Antifaschistischen Schutzwall“ nannte die spitzbärtige Sowjetmarionette und seine SED-Genossen den Wall, der Familien und Freunde für Jahrzehnte voneinander trennte. Den Wall, der ein ganzes Land zum Gefängnis machte. Den Wall, der das Todesurteil bedeutete für viele Menschen.

Kein Tag wie jeder andere, dieser 13. August. Sondern ein Tag, um innezuhalten und an das Geschehene zu erinnern. Ich möchte das mit drei Fotos tun, die mir mein Vater gemailt hat. Er hat sie im November 1961, also wenige Monate nach dem Mauerbau aufgenommen. Die Bilder zeigen die damals noch provisorisch wirkenden Grenzanlagen im Abschnitt entlang der Bernauer Straße, der den Bezirk Wedding (französicher Sektor, West-Berlin) vom Prenzlauer Berg (Sowjetischer Sektor, Ost-Berlin) trennte.

Berliner Mauer an der Bernauer Straße in 1961

Das erste Foto – aufgenommen aus dem Auto – zeigt die Berliner Mauer an der Ecke Bernauer Straße / Bergstraße von West Berlin aus gesehen. Deutlich sind zwei DDR-Grenzsoldaten oberhalb des Warnhinweises („FIN DU SECTEUR FRANCAIS“) zu erkennen.

Berliner Mauer an der Bernauer Straße in 1961

Auf dem zweiten Bild ist die damals noch improvisierte Bauweise der frühen Berliner Mauer gut sichtbar. Der Ausbau der Grenzanlagen zu jenem perfiden und tödlichen Bauwerk wie ich es in der Erinnerung habe, erfolgte erst in den 1970er/1980er Jahren.

Blick durch die Mauer auf den Sophienfriedhof II

Das letzte Bild des Trios ist durch einen Spalt in der noch unvollkommenen Mauer aufgenommen. Der Ausschnitt zeigt einen baumbestandenen Weg. Die Allee gehörte zum Friedhof 2 der Sophiengemeinde. Der Gottesacker erstreckte sich zwischen Berg- und Ackerstraße im Bezirk Prenzlauer Berg bis zur Bernauer Straße. Genau dort wurde im August 1961 die Mauer errichtet. Deutlich sichtbar sind die zusätzlichen Sperrmaßnahmen hinter der Mauer wie Stacheldraht und aufgeschichtete Betonplatten. Im Hintergrund sind wieder einige DDR-Grenzer zu erkennen.

Die Fotos erschüttern, finde ich, noch immer. Gerade heute. Denn der 13. August ist kein Tag wie jeder andere. Nicht in Berlin.

Mauer-Pisser

Mauer-Pisser

Seine nach vormittäglichem Trinkmarathon am sonnigen Spreeufer arg strapazierte Pennälerblase entleert dieser James-Dean-Harald-Juhnke-Dumpfbacke-Bundy-Verschnitt zwischen den denkmalgeschützten Mauersegmenten der East-Side-Gallery. Eigentlich sollte man solche Struller in John-Wayne-Pose dazu bringen, ihre harnstoffgeschwängerten Hinterlassenschaften mit Zahnbürste und Zunge zu entfernen. Ob bei diesem Musterexemplar eines hirnbefreiten Baby-Face-Alkis dazu allerdings die motorischen Fähigkeiten noch ausreichen, habe ich so meine Zweifel – wahrscheinlich reicht es nur noch zum Nuckeln am besabberten Plastikmundstück einer billigen Aldi-Bierflasche.