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Ein schreckliches Jubiläum

Kein Tag wie jeder andere, dieser 13. August 2011. Heute vor 50 Jahren wurde Berlin brutal in zwei Hälften gerissen. „Antifaschistischen Schutzwall“ nannte die spitzbärtige Sowjetmarionette und seine SED-Genossen den Wall, der Familien und Freunde für Jahrzehnte voneinander trennte. Den Wall, der ein ganzes Land zum Gefängnis machte. Den Wall, der das Todesurteil bedeutete für viele Menschen.

Kein Tag wie jeder andere, dieser 13. August. Sondern ein Tag, um innezuhalten und an das Geschehene zu erinnern. Ich möchte das mit drei Fotos tun, die mir mein Vater gemailt hat. Er hat sie im November 1961, also wenige Monate nach dem Mauerbau aufgenommen. Die Bilder zeigen die damals noch provisorisch wirkenden Grenzanlagen im Abschnitt entlang der Bernauer Straße, der den Bezirk Wedding (französicher Sektor, West-Berlin) vom Prenzlauer Berg (Sowjetischer Sektor, Ost-Berlin) trennte.

Berliner Mauer an der Bernauer Straße in 1961

Das erste Foto – aufgenommen aus dem Auto – zeigt die Berliner Mauer an der Ecke Bernauer Straße / Bergstraße von West Berlin aus gesehen. Deutlich sind zwei DDR-Grenzsoldaten oberhalb des Warnhinweises („FIN DU SECTEUR FRANCAIS“) zu erkennen.

Berliner Mauer an der Bernauer Straße in 1961

Auf dem zweiten Bild ist die damals noch improvisierte Bauweise der frühen Berliner Mauer gut sichtbar. Der Ausbau der Grenzanlagen zu jenem perfiden und tödlichen Bauwerk wie ich es in der Erinnerung habe, erfolgte erst in den 1970er/1980er Jahren.

Blick durch die Mauer auf den Sophienfriedhof II

Das letzte Bild des Trios ist durch einen Spalt in der noch unvollkommenen Mauer aufgenommen. Der Ausschnitt zeigt einen baumbestandenen Weg. Die Allee gehörte zum Friedhof 2 der Sophiengemeinde. Der Gottesacker erstreckte sich zwischen Berg- und Ackerstraße im Bezirk Prenzlauer Berg bis zur Bernauer Straße. Genau dort wurde im August 1961 die Mauer errichtet. Deutlich sichtbar sind die zusätzlichen Sperrmaßnahmen hinter der Mauer wie Stacheldraht und aufgeschichtete Betonplatten. Im Hintergrund sind wieder einige DDR-Grenzer zu erkennen.

Die Fotos erschüttern, finde ich, noch immer. Gerade heute. Denn der 13. August ist kein Tag wie jeder andere. Nicht in Berlin.

Bubble-Gum-Monument

Bubble-Gum-Monument

Stundenlang mit den Beißerchen malträtierte und ihrer letzten Aromen beraubte Kaugummis gehören – eingewickelt in Papier- in den Mülleimer. Oder – in noch warmen, feuchten und weichen Aggregatzustand – an die Mauer. Am Potsdamer Platz kleben Wiederkäuer und Bubble-Bläser von allen fünf Kontinenten ihre ausgelaugten Doublemint-, Tutti-Frutti- und Strawberry-Massen an ein Segment des einstigen antiimperialistischen Schutzwalls, das hier an den früheren Grenzverlauf erinnern soll. Eine ziemlich eklige Methode des Mauergedenkens. Aber eine irgendwie auch faszinierende Art, seine genetischen Spuren in Berlin zu hinterlassen – und auf jeden Fall witziger als die sonst üblichen „Mandy was here“-Gekritzel.