Rote Laterne
Souterrain-Sexkino „Club 44“ in der Mittenwalder Straße in Kreuzberg
Souterrain-Sexkino „Club 44“ in der Mittenwalder Straße in Kreuzberg
Bühne in der Exerzierstraße zur feucht-fröhlichen Animation ausgewählter Sinne(sorgane).
Diskrete Einladung in der Pankstraße.
Seit 1899 gibt es Lichtspieltheater mit erotischem Programmschwerpunkt in Berlin. Spätestens seit sich bewegte Bilder jedes nur erdenklichen unkeuschen Inhalts per Mausblick auf den Monitor im stillen Kämmerlein zaubern lassen, stehen Etablissements dieser Art auf der Roten Liste (der vom Aussterben bedrohten Spezies). Allen Widrigkeiten zum Trotz öffnet diese einschlägige Filmbühne in der Wilmersdorfer Blissestraße bis heute ihre Pforte. Möglicherweise sind die unzweideutige Signalfarbe und das gepflegte Schmuddelimage die Bringer.
Die Berlinale ist schon ein Phänomen. Wo sonst in aller Welt wäre an einem Sonntag-Mittag um 13 Uhr der Kinosaal bis auf den letzten Platz gefüllt, noch dazu, wenn draußen milde Temperaturen und strahlend blauer Himmel locken?
Bei diesem einzigartigen Filmfestival ist das aber normal – selbst wenn Film, Schauspieler und Regisseur recht unbekannt sind. Wie üblich hatten auch wir uns wieder einen dieser auf ihre Entdeckung wartenden cineastischen Perlen aus dem Berlinale-Programm herausgesucht. Mit Glück ergatterten wir Karten für einen Film aus der Sektion „Generation“ gestern Mittag im Haus der Kulturen der Welt.
Auch diesmal wurden wir nicht enttäuscht. Der ecuadorianische Film „Feriado (Holiday)“ zog uns mit seinen eindrucksvollen Bildern und sensiblen Dialogen in seinen Bann. Die Crew um Regisseur Diego Araujo (mit Mikrofon) und den beiden Hauptdarstellern Juan Manuel Arregui (4. von rechts) und Diego Andrés Paredes (3. von rechts) hat es sich nicht nehmen lassen, bei der Weltpremiere ihres Werks dabei zu sein. Wie bei der Berlinale üblich, stellten sie sich im Anschluss an die Aufführung Fragen aus dem Publikum.
Dann aber standen für die Protagonisten – wie hier für Juan Manuel Arregui – Schreibarbeit auf dem Programm, um die Wünsche der Autogrammjäger zu erfüllen.
Und natürlich gab es viele, viele Erinnerungsfotos mit begeisterten Fans.
Das durch die herrlichen nach Entwürfen von Schinkel ausgeführten Glasfenster in allen Regenbogenfarben einfallende Licht und die ausgeklügelte Innenbeleuchtung erzeugen in der Friedrichswerderschen Kirche ein so heiteres wie erhabenes Ambiente.
Lesetipp zur Friedrichswerderschen Kirche: Schinkels schönes Schmerzenskind
Der erste Knall überraschte alle auf der Kronprinzenbrücke: Internationale Trinktouristen, denen sonst eigentlich alles gleichgültig zu sein schien, mehr oder weniger geduldig wartende Schaulustige jeglicher Couleur und gespannte Fotoenthusiasten, mich eingeschlossen. Es war noch nicht einmal zehn nach zehn, als die ersten Raketen am Hauptbahnhof explodierten. Dabei war das Feuerwerk zum fünfjährigen Dienstjubiläum von Mehdorns zugigem Tempel erst für 22:15 Uhr angekündigt. Zu früh geht eigentlich gar nicht bei der Bahn, dort kommt man traditionell doch lieber etwas zu spät. Egal, die leuchtenden Lichtspiele entschädigten an diesem Tag für alles.
Feurige Sterne und Girlanden regneten in allen Farben und Formen vom Himmel.
Natürlich gab´s zu einem solchen Ehrentag auch Blumen. Wie überdimensionale Blüten nachtblühender Pflanzen verzauberten die Schwarzpulvervariationen die nächtliche Bahnhofslandschaft.
Am Ende des viertelstündigen Spektakels erhielten die Feuerwerker jedenfalls ihren verdienten donnernden Applaus von den Festgästen, die zu Abertaudensen auf beiden Seiten der Spree diese tolle Show in vollen Zügen genossen haben.
Gewinnend lachen kann er, der Charmeur aus L.A.! Schwungvoll und ausdauernd Autogramme schreiben ohne Frage auch. Dazu nämlich legte Johnny Depp auf dem Weg über den roten Teppich zur Premiere von „The Tourist“‚ im Sony-Center viele Zwischenstopps ein. Der Film verwöhnt die Cineasten mit traumhaften Bildern aus Venedig und schönen Schauspielern – die Handlung des Streifen ist aber leider – in bester Hollywood-Tradition – so flach wie die ostfriesischen Salzwiesen. Für Johnny hat sich die Exkursion nach Berlin – glaube ich – dennoch gelohnt. Und für Lorena – der ich dieses Foto verdanke – der Ausflug an den Potsdamer Platz auch.
Glücklicher Goliath
In der Hand einen Besen, auf dem Kopf ein Zylinder. Zwischen seinen leuchtend blauen Augen und dem strahlenden himbeerroten Mund ragt ein langer, spitzer Gesichtserker hervor. Goliath ist ein Riese. Goliath ist ein Schneemann. Goliath erhellt die dunkelste und kälteste Winternacht. Goliath funkelt zwischen den gläsernen Häuserschluchten des Kranzler-Ecks. Goliath winkt den Liliputanern, die an ihm vorbei in Büros und Geschäfte hasten, freundlich zu. Wenn sie Goliath sehen, vergessen einige der Liliputaner für einen Moment ihre Hektik und Eile, halten für einen Augenblick inne, posieren mit Goliath für schöne Fotos. Dann ist Goliath glücklich.
Einsamer Goliath
Spät am Abend aber verschwinden die Liliputaner. Goliath weiß nicht, wohin. Obwohl er sich alle Mühe gibt, intensiver und heller leuchtet denn je, es lässt sich keiner der Menschlein mehr blicken. Nur die klirrende Kälte und der eisige Wind bleiben ihm als treue Begleiter in der langen Dezembernacht. Dann fühlt sich Goliath sehr einsam und wünscht sich, dass bald ein neuer Tag anbricht, die Liliputaner wiederkommen und ihre Augen bei seinem Anblick genauso hell strahlen wie die abertausend LEDs, die seinen riesigen Körper zum Leuchten bringen.