Schäbige Ecke am Ring

Mit einem Hauch von Gold überziehen die ersten Sonnenstrahlen des Tages auch diese ziemlich heruntergekommenen Häuser unweit der Schönhauser Allee.
Mit einem Hauch von Gold überziehen die ersten Sonnenstrahlen des Tages auch diese ziemlich heruntergekommenen Häuser unweit der Schönhauser Allee.
Unter dem frisch sanierten Hochbahnviadukt glänzt auch die Reinkarnation der legendären Currywurstgarerbude Konopke´s. Irgendwie fehlt beiden ein wenig jene altehrwürdige Patina (dem Viadukt und der Imbißbude, nicht der Wurst), die dem Straßenbild dort, wo Schönhauser-, Kastanien- und Pappelallee sowie Danziger und Eberswalder Straße zusammentreffen, stets seinen typischen, leicht morbiden Charme verliehen hatte. Ob die Wurst noch genauso gut ist wie früher habe ich noch nicht getestet. Wird aber bald nachgeholt!
Wer S-Bahn fahren muss, dem hilft oft nur eine gehörige Portion Fatalismus oder Gelassenheit, um den eigenen Blutdruck nicht über die Maßen in die Höhe zu treiben. Impulsiver veranlagte Nutzer dieses Verkehrsmittels erreichen die erforderliche Gemütsruhe oft nur dank diszipliniert durchgehaltenem autogenen Training oder merkwürdiger asiatischer Seelenübungen.
Umso erstaunter war ich daher heute, als ich auf einem S-Bahn-Schild am Bahnhof Schönhauser Allee diesen Zettel kleben sah – zumal ja die Deutsche Bahn das Icon ihrer verlustreichen Tochter auch noch durchaus in harmonieheischender Anlehnung an das chinesische Yin-und-Yang-Symbol gestaltet zu haben scheint.
Erst beim Blick ins Internet offenbarte sich mir, dass hinter den Yoga-Hassern heroische Klassenkämpfer stecken, die zum Widerstand gegen die fortschreitende Invasion ihres angestammten Prenzlauer-Berg-Habitats durch die „Yoga-Chai-Latte-Mutti-Kultur“ aufrufen. Diese entartete Lebensweise machen die Fuck-Yoga-Fundis doch tatsächlich für die Yuppifizierung, Gentrifizierung und die Kommerzialisierung von Karma verantwortlich. Nun ja, so kann man dem echten und zum Teil auch notwendigen Anliegen des Milieuschutzes eben auch schaden!
Ausgesaugt bis auf den letzten Tropfen und dann abgestellt, einfach so. Unbeachtet von der Gesellschaft harrt sie aus. Doch diese Nacht wird die leere Becks-Buddel wohl unter dem Abfalleimer schlafen müssen – es sei denn, ein umherziehender Leergutsammler findet die einsame Bierflasche noch rechtzeitig bei seinem abendlichen Streifzug durchs Pfand-Revier.