Beiträge

Flying Cats

Fliegende Katze(n)

Da wo in den nächsten Jahren ein kompletter neuer Stadtteil namens Eurocity aus dem Boden gestampft werden soll, tollt heute noch zwischen Schutt und urbaner Spontanvegetation eine Horde halbwilder Stubentiger und ungezähmter Streuner auf samtigen Pfoten umher. Tag für Tag – meist nach Sonnenuntergang – treffen sich die mehr oder weniger melodisch miaunden Mietzen in einem riesigen schwarzen Wigwam. Dort erzählt dann Kater Munkustrap die Geschichte von Grizabella, Electra und Co. „Cats“, die gefühlte Mutter aller Musicals, gastiert derzeit in einem überdimensionalen Zirkuszelt auf einer Brache in Moabit. Die leuchtenden Katzenaugen auf dem Fesselballon sollen Zweibeiner ins Katzenmärchen locken.

Die Nachzüglerin

Spätling

Das letzte Foto meiner kleinen Halbmarathon-Trilogie ist jener tapferen Sportlerin ganz am Ende des riesigen Läuferlindwurms gewidmet, der sich am Sonntag durch Berlin kämpfte. Die Konkurrenten bereits außer Sichtweise und schon fast ohne anfeuernde Zuschauer, lief die Nachzüglerin ein einsames Rennen – dabei stets getrieben von den Reinigungsfahrzeugen der BSR, deren Vorhut bereits am äußersten linken Bildrand auftaucht.

Sonnensaiten

Sonnensaiten

Melodische Harfenklänge singen dem Winter „Adiós“ und dem Frühling „Hallo“. Den hingebungsvollen Musiker mit seiner Ode an die schönste Zeit des Jahres habe ich heute vor dem Berliner Dom gesehen und gehört.

Frühlingskick

Frühlingskick

Strahlender Himmel und diese Luft mit ihrem so ganz speziellen Aroma. Überall genossen Berliner und Nichtberliner heute dieses besondere Licht und die so lang vermissten Sonnenstrahlen – auf den Straßen, in den Cafés und in den Parks. Ganz besonders im Tiergarten war das Frühlingserwachen zu spüren: Fahrradfahrer und Spaziergänger en masse, eine Großfamilie eröffnete tatsächlich schon die Grillsaison und direkt vor der schwangeren Auster schüttelten sich einige Kicker den Winter aus den Beinen.

Die Mutter aller Flughäfen

Zentralflughafen Tempelhof - Mutter aller Airports

Für mich war Tempelhof nie der schönste Flughafen der Welt, sorry Mr. Norman Foster. Der Stararchitekt hält Tempelhof sogar für die Mutter aller Flughafen. Vielleicht nicht ganz zu Unrecht, denn viele Konzepte, die heute auf Airports weltweit Standard sind wie getrennte Ankunfts- und Abflugebenen, Cargo- und Postterminals, Wartungs- und Verwaltungstrakte sowie angegliederte Kongress- und Hotelbereiche in diesem Gebäudekomplex erstmals miteinander vereinigt. Aber beindruckend, monumental geradezu, ist der Bau, keine Frage. Dennoch fügt sich imposante Fassade des vom NS-Baumeister Ernst Sagebiel entworfenen Terminals einigermaßen zurückhaltend in das Stadtbild ein – ganz im Gegensatz zu jenen Projekten, die dann im Zuge von Hitlers und Speers Phantastereien rund um die Welthauptstadt ‚Germania‘ geplant wurden.

Mauer-Pisser

Mauer-Pisser

Seine nach vormittäglichem Trinkmarathon am sonnigen Spreeufer arg strapazierte Pennälerblase entleert dieser James-Dean-Harald-Juhnke-Dumpfbacke-Bundy-Verschnitt zwischen den denkmalgeschützten Mauersegmenten der East-Side-Gallery. Eigentlich sollte man solche Struller in John-Wayne-Pose dazu bringen, ihre harnstoffgeschwängerten Hinterlassenschaften mit Zahnbürste und Zunge zu entfernen. Ob bei diesem Musterexemplar eines hirnbefreiten Baby-Face-Alkis dazu allerdings die motorischen Fähigkeiten noch ausreichen, habe ich so meine Zweifel – wahrscheinlich reicht es nur noch zum Nuckeln am besabberten Plastikmundstück einer billigen Aldi-Bierflasche.

Der Nicht-Platz

Im Sommer blubbern seine zentralen Wasserspiele nur dann, wenn sich ein barmherziger Sponsor gefunden hat. Aber eigentlich ist es auch egal, ob die Fontäne in der Mitte des Ernst-Reuter-Platzes sprühen oder nicht. Denn für Fußgänger und Radfahrer sind sie hinter dem vielspurigen Straßenrondell eh unerreichbar. Auch die abertausende von Autofahrern, die sich mit ihren blechernen Lieblingen täglich entgegen dem Uhrzeigersinn in den spiralförmig angelegten Kreisverkehr stürzen, nehmen die Springbrunnen höchstens aus den Augenwinkeln für einige Millisekunden wahr. Dieses Musterbeispiel eines menschenfeindlichen ‚Nicht-Platzes‘ verdanken die Berliner den in ihre eigenen ‚Visionen‘ verliebten Architekten Werner Düttmann und Bernhard Hermkes.

Basar der Brokanteure

Vor dem Ernst-Reuter-Haus an der Straße des 17. Juni bieten samstags und sonntags vor allem professionelle Trödler und Raritätenhändler ihre Waren feil, die für Flohmärkte sonst typischen privaten Verkäufer sucht man hier vergeblich. Der Markt ist vor allem bei Berlin-Besuchern sehr beliebt, entsprechend hoch sind die Preise. Doch Feilschen ist erlaubt! Wer mit den Brokanteuren geschickt verhandelt, kann auch hier so manches Schnäppchen finden – vor allem wenn man zeitig am Morgen herkommt.

Beim Durstöbern der vielen Bücherkisten taucht manchmal sogar eine literarische Kostbarkeit wieder aus der Versenkung auf.

Wer mehr auf Glänzendes als auf Gedrucktes steht, findet zwischen all den Kuriositäten auf den Tischen der Händler vielleicht ein paar alte, wertvolle Kristallgläser, die verführerisch funkeln.

Ganz sicher aber ist, dass sich an einem Ort wie diesem echte Neugier lohnt. Denn derjenige, der mutig seine Nase in einen der vielen, unscheinbaren Kartons rechts und links der Stände steckt, wird möglicherweise belohnt mit einem ganz besonderen Schatz: einer Kiste voller Erinnerungen.

Dach unterm Zelt

Von der Mittagssonne angestrahlt recken sich diese Schöneberger Brandwände dem mit zerzausten Federwölkchen verzierten Himmelszelt entgegen.

Berlinale: „Das hässliche Entlein“

Jeden Februar auf´s Neue wandeln sich viele Berliner Cineasten zu mehr oder weniger gelungenen Hamlet-Kopien: 'Welchen soll ich mir ansehen? Den oder den? Das ist hier die Frage!' Klar, es ist wieder Berlinale. Und um aus den mehr als 400 Festivalfilmen die Besten herauszupicken, bleibt nur, wann immer es geht, das Programmheft zu studieren: z.B. in der U-Bahn...

... oder beim kollektiven Schlangestehen vor den Ticket-Schaltern.

Wichtigstes Utensil dabei: der Kugelschreiber, mit dem man die selektierten Streifen markieren kann. Dann bleibt nur noch banges Warten und hoffen, dass es noch Karten für zumindest einige der auserkorenen Filme gibt.

Und dann hält man sie endlich in der Hand, die heißbegehrten Zugangsberechtigungen für die Lichtspiele. Aber die schlechte Nachricht: nicht eine Karte für unsere Favoriten war dabei. Doch manchmal entpuppt sich das ungeliebte, hässliche Entlein doch noch als stolzer Schwan: unsere Notwahl, der koreanische Thriller 'Undust', war schlichtweg genial.

Adventliches Bajuwaren-Aroma

Mit Würsten und Brezeln versucht dieses Häus´l auf dem Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz bayrische Geschmackserlebnisse an den preußischen Mann oder die preußische Frau zu bringen. Es scheint, als sei der Erfolg der kulinarischen Bekehrungsversuche dabei weniger von Geschmack und Qualität der freistaatlichen Leckereien sondern eher vom jeweiligen Thermometerstand und Dichtegrad des Schneetreibens abhängig.

Berliner Weihnachtszeit

Großer Andrang heute auf dem adventlichen Jahrmarkt unterm Telespargel. Das obligatorische Riesenrad und die Eislaufbahn rund um den Neptunbrunnen haben sicherlich ihre Reize. Warme Pelze und glitzernde Weihnachtskugeln buhlen um Käufer, der aromatische Duft gebratener Mandeln und heißer Maronen erfüllt die Luft. Auch uns lockten vor allem die Aussicht auf zwei köstliche Versuchungen hierher: warmes Dresdner Handbrot und heißer Glühwein sind eine unschlagbare Kombination. Jedenfalls zur Berliner Weihnachtszeit.

Explodierende Seifenlaugenmembran

Sie wächst, dehnt sich aus, glänzt verführerisch, animiert zum Mitmachen. Aber irgendwann kommt der Moment, denn jeder Börsenjongleur, jeder Tagträumer, jeder Boulevardjournalist fürchtet wie der Teufel das Weihwasser: wenn die trügerischen Illusionen sich in Luft auflösen, die schmierigen Spekulationen nur ein paar Flecken auf dem Boden hinterlassen, wenn sie platzt, die riesige Blase. Am Potsdamer Platz dagegen hatten am Sonntag die Menschen viel Spaß dabei, die hauchdünnen Seifenlaugen-Membrane im lauwarmen Novemberwind fliegen und explodieren zu sehen.

Kodak Eye

Kreisrund sticht das gläserne Auge zwischen den Backsteinen hervor. Wie in einem Kameraobjektiv sich in ihm die massiven Ziegelmauern der umstehenden Fabrikgebäude. Direkt an der Spree gelegen, ist die Köpenicker Glanzfilmfabrik in einem Dornröschenschlaf versunken. Das vom amerikanischen Kodak-Konzern übernommene Unternehmen ist eine der Wiegen der Filmindustrie hierzulande.

Kreisrund sticht das gläserne Auge zwischen den Backsteinen hervor. Wie in einer Linse spiegeln sich in ihm die massiven Ziegelmauern der umstehenden Fabrikgebäude. Direkt an der Spree gelegen, ist die Köpenicker Glanzfilmfabrik in einem tiefen Dornröschenschlaf versunken. Das einst vom amerikanischen Kodak-Konzern übernommene Unternehmen ist eine der Wiegen der Filmindustrie hierzulande.

Vielflieger

Wilde Furchen ziehen zahllose Aeroplane über den Morgenhimmel. Anthropogene Wolkenbänder (schlau für Kondensstreifen) über Börse und Waldorf-Astoria-Baustelle.