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Potentielle Stammkneipe No. 24

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Verführerisch leuchtet der Gerstensaft in der güldenen Abendsonne: ob noch im Blaumann oder bereits in Räuberzivil: es ist der perfekte Augenblick für ein Feierabendbier. Wenn nur nicht die U-Bahn wieder einmal wegen einer dieser mythischen „Störungen am Fahrzeug“ mir nicht die Zeit geraubt hätte, um es im Lichtenberger U-Bahn-Quell in der bockigen Einbecker Straße auch angemessen genießen zu können.

Potentielle Stammkneipe No. 23

Bier und Schwof im Schick der Wirtschaftswunderjahre, über Vinyl-Tonträgern tanzende Nadeln machen die Mucke. Einzig die Möblierung des „Mini-Biergarten“ ist zeitlos schlicht. Ein Schritt über die Schwelle des nach dem so adretten wie stocksteifen „Aktenzeichen XY“-Moderator „Konrad Tönz“ katapultiert einen mindestens ein halbes Jahrhundert zurück – dicke wabbernde Schwaden aus Raucherlungen inklusive. Einzig der Schaukasten mit dem Aushang nach der Preisauszeichnungsverordnung ist ziemlich wirr – das passt nicht so richtig zum konservativ korrekten Konrad Toenz. Dennoch ein Erlebnis!

Potentielle Stammkneipe No. 22

Die „Quelle“ an der Stromstraße/Ecke Alt-Moabit ist legendär, nicht nur, weil der Gerstensaft hier nie versiegt. Wer hier rein will, muss allerdings einiges abkönnen. Denn direkt hinter der Eigengangstür prallt der Neuankömmling erst einmal auf eine massive Wand, eine mächtige Mauer, errichtet aus dem Qualm von Myriaden Glimmstengeln, die sich hier in den letzten Jahrzehnten in Luft aufgelöst haben. Für meinen Lieblingsschwager und mich war dieser Wall leider nicht überwindbar..

Potentielle Stammkneipe No. 21

Der grüne Pfeil weist die Richtung. Die Tür ist offen. Am Tresen ist ein Plätzchen frei. Trotzdem führt mein Weg nicht zum Bier im Lohrentz-Eck in der Greifswalder Straße. Um kurz nach neun Uhr morgens ist der Tag einfach noch zu jung.

Potentielle Stammkneipe No. 20

Auf ein Bierchen im Alt-Berlin – da komme ich leider viele, viele Jahre zu spät in die Krumme Straße. Wirklich ein Trauererspiel, dieser Verfall. Vielleicht erbarmt sich ja jemand dieses Gebäudes und – nach entsprechender Sanierung – bekomme ich eine zweite Chance auf ein Blondes im neuen Alt-Berlin.

Potentielle Stammkneipe No. 18

Leeres Versprechen: auch in der Neuen Kantstraße gibt es trotz großspuriger gegenteiliger Beteuerung kein frisch Gezapftes.

Potentielle Stammkneipe No. 17

So richtig scharf auf die Einkehr im „Schleifer“ bin ich ja nicht. Mag ein großes Bier nur 2,50 kosten (Schultheiss natürlich, leider), aber in dieser Kneipe in der Niederschöneweider Fennstraße huldigt man offenbar „Union Berlin“ und „Bayer Leverkusen“ gleichzeitig. Wie geht denn das? Schrullig oder schon „pervers“? Ich mache da mal lieber ein Bogen drum – auch wenn der Lockdown irgendwann schon Geschichte ist.

Potentielle Stammkneipe No. 16

Das Kachel-Eck in der Drontheimer Straße ist keine Raucherkneipe obwohl augenscheinlich ein paar Meter weiter zum Inhalieren geeignete bewusstseinserweiternde Kräuter ganz offen feil geboten werden. Karten-Kloppen in der Altherren-Runde hätte zu einem so betörenden Erlebnis werden können!

Potentielle Stammkneipe No. 15

Fürwahr ein Ort falscher Versprechungen: Shisha-Junkies sind in der „Wasserpfeife“ in der Joachim-Friedrich-Straße fehl am Platz, genauso wie die berüchtigten Wilmersdorfer Witwen aus den „repräsentativen“ Altbauten der Nachbarschaft. Die kleine Kneipe ist eher was für jene Art von alkoholliebenden Pfennigfuchsern, die sich mit Schultheiß für einsfuffzig das Glas und einer Batterie Futschi für zwei Euro den Schuss kurz die Sonne erstrahlen und dann die eigne Leber die Zeche zahlen lassen. Zum Leben zu wenig, zum Sterben … Nein, das ist nicht richtig, denn die Tage der „Wasserpfeife“ scheinen gezählt. Ein bisschen traurig ist das dann doch.

Potentielle Stammkneipe No. 14

Rund zweidreiviertel Jahrhunderte hat dieses kleine Haus bereits auf dem Buckel.  Es befindet sich im Kolk, der wohl ältesten Ortslage Spandaus, ganz oben am nördlichen Zipfel der Altstadtinsel gelegen.Seit 1911 betrieben hier mehrere Generationen einer Familie eine Gaststätte. Die hieß seit 1948 „Alte Kolkschenke“ (ja, mit e und nicht mit ä). Eine prächtige Theke aus dunklem, polierten Holz, Tischchen mit rotweißkarierten Decken, rauchgeschwängerte Luft unter den durchgebogenen Deckenbalken und ein Bier (wenn auch „nur“ ein Kindl) für kaum mehr als ein Euro – schade, dass ich das nur ein paar Mal erleben durfte. 2012 schloss die Kneipe ihre Pforten – kein Nachfolger in Sicht, der die urige Wirtschaft fortführen wollte. Seitdem gammelt der betagte Fachwerkbau und hofft wie ich auf ein Wunder.

Potentielle Stammkneipe No. 13

Sonne und Weintrauben: eigentlich beste Bestandteile eines köstlichen Frühschoppens! Aber nicht nach solch einer nervenaufreibenden und langen Fußballnacht! Die „Traube“ in der Spandauer Wilhemstadt muss noch ein wenig warten.

Potentielle Stammkneipe No. 11

Skatklause in Berlin-Tegel

Früher Nachmittag, kurz vor drei. Ich betrete diesen Tegeler Kartentempel. Aus einem übersichtlich dimensionierten Aquarium starrt mich eine Handvoll knallbunter Fischlein an. Ihre Mäuler öffnen und schließen sich im nichtssagenden Rhythmus. Baumelnde Lampen werfen ein seltsam beschirmtes Licht. Es gibt Bier. Schultheiss. Sonst ist nichts und niemand zu sehen, der, die, das mich reizen könnte. Schade! Vielleicht zu einer anderen Zeit!

Potentielle Stammkneipe No. 10

Hansa-Stuben in Berlin-Tegel

Maximaler Ertrag bei geringem Einsatz: Betriebswirtschaftlich optimal hat der Wirt dieser Kneipe in Tegel seine Werbekampagne gestaltet. Denn einen Hertha-Schluck muss er ja nicht wirklich häufig spendieren, zu selten gewinnt die alte Dame tatsächlich einmal ein Spiel. Dennoch strömen die Hertha-Anhänger bei jedem Spiel in Scharen in den Laden.

Eigentlich hätten die Hansa-Stuben solche Reklame überhaupt nicht nötig, wird hier doch im Gegensatz zu den umliegenden Schänken echtes Dortmunder Bräu gezapft. Als ich heute vorbeikam, machte ich allerdings auf der Schwelle kehrt: der Gastraum war wieder gerammelt voll von Fanatikern in blau-weiß-gestreiftem Outfit. Der Berliner Club spielte gerade in Dortmund auf verlorenem Posten. Das köstliche DAB wollte ich mir da nicht durch die triste Stimmung der Herthaner verderben lassen.

Potentielle Stammkneipe No. 9

Das Narkosestübchen in Berlin-Schöneberg

Traditionelle Anästhesie auf Altberliner Alkoholbasis in der Belziger Straße am Rathaus Schöneberg.

Potentielle Stammkneipe No. 8

Zum Magendoktor in Wedding

Die Tür steht weit offen, Gesprächsfetzen und Gelächter fliegen mir daraus entgegen. Schon freue ich mich auf das hinter dieser Pforte kredenzte Elixier aus Gerste und Malz. Im Türrahmen aber haut es mich fast um. Aus den Eingeweiden des Magendoktors schlägt mir eine Welle jenes für eine wahrhafte Kneipe so typischen Geruchscocktails entgegen, gemixt aus variierenden Anteilen von kaltem Zigarettenrauch, Bierdunst und einem breiten Spektrum menschlicher Duftnoten. Das ist zu viel für mich, es ist erst Mittag. Mein Magen beginnt zu rebellieren, er will (noch) nicht zum „Doc“. Ich muss meine Visite verschieben.