Trolleytruppe
Ende einer Klassenfahrt: Schülerkolonne mit Ziehkoffern auf dem Weg vom Hostel in der Lietzenburger zum Bahnhof Zoo. Ähnliche Karawanen durchziehen derzeit überall die Stadt.
Ende einer Klassenfahrt: Schülerkolonne mit Ziehkoffern auf dem Weg vom Hostel in der Lietzenburger zum Bahnhof Zoo. Ähnliche Karawanen durchziehen derzeit überall die Stadt.
Keine Frage, sie gehören mittlerweile zu Berlin wie das Brandenburger Tor oder die Berliner Weiße. Trotzdem ist es kaum zu fassen, dass diese wilden Verkaufsstände mit Rote-Armee-Replika made in China und anderen gefakten Ost-Memoralia nicht aussterben! Aber irgendwie finden sie an irgendwelchen Straßenecken – wie hier an der Stresemannstraße Ecke Köthener in Mitte – immer wieder ein geeignetes Habitat, um ihren billigen Nepp feilzubieten. Und der bunte Schnickschnack macht offenbar genügend Touristen schöne Augen!
Nach längerer Zeit habe ich mal wieder am Brandenburger Tor vorbeigeschaut und war – sagen wir mal – unangenehm überrascht. Von der geschichtsträchtigen und symbolkräftigen Aura, die das Bauwerk und den Pariser Platz einst umgeben haben und die stets interessierte Besucher aus aller Welt anzog, habe ich kaum noch etwas vorgefunden. Das Symbol der deutschen Einheit scheint vielmehr nur noch die Kulisse für einen Rummelplatz abzugeben, der fatal an die kommerziellen Kunstwelten amerikanischer Themenparks erinnert. Bierbikes, Droschkenkutscher, Straßenmusiker, Pantomine, Bettler, Portraitmaler, Berufsdemonstranten, Selbstdarsteller, Flaschensammler, Werbetrommler und natürlich Mickey Maus buhlen zwischen Adlon und Reichstag um die Gunst, besser gesagt um das Geld, der Touristenmassen. Eine fotografische Bestandsaufnahme von Disney´s Gateland im Herzen Berlins.
Hilflos verloren im Großstadt-Dschungel. Zwei voluminöse Koffer, die sich mit jedem Schritt schwerer über Pflaster und Asphalt ziehen lassen. Wo – verdammt noch mal – ist bloß das Hotel? Der erste Streit ("Ich habe dir doch schon vorhin gesagt, lass uns nach dem Weg fragen?") gefolgt vom ersten Fluch ("Zensiert!"). Dann weiter Stochern im Nebel.
Plötzlich ist er da, der Retter in der Not. Farbstilistisch vielleicht etwas eigensinnig, denn seine beige-grüner Tracht passt nicht so richtig zum silber-blau-gestreiftem Automobil. Aber er hat eine Karte und weiß wo es lang geht. Er führt die verirrten Seelen mit ihrer schweren Last zurück auf den rechten Pfad. Die gute Tat des Tages habe ich an der Kreuzung Joachimstaler Straße/Kantstraße aufgenommen.
Viel los auf der Spree zwischen Reichstag und Hauptbahnof. Sobald die Sonne ein wenig lacht, schippert eine Armada von Ausflugsbooten unzählige Touristen aus aller Herren Länder durchs das historische Zentrum und das Regierungsviertel. Selbst an Bord solch unförmiger Kähne wie der ‚Summerwind‘ finden sich da noch genug zahlende Passagiere ein.
Oft wird erst durch ihn die Geschichte verständlich, die Gegenwart lebendig und die Zukunft greifbar. Seine Zeit kommt, wenn es wieder wärmer wird, die Saison für den Stadtführer und für seine Erzählungen beginnt. Alle lauschen dann aufmerksam seinen Worten, folgen seinen Gesten. Wie diese britische Gruppe hier am Berliner Dom, die gebannt an den Lippen ihres Guides hängt.